Atheistisch Buskampagne gestartet

Gestern ist in Berlin die atheistische Buskampagne gestartet. In den nächsten Wochen wird der Bus mit der Aufschrift „Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott“ über 25 Städte besuchen und mit Lesungen und atheistischen Stadtrundfahrten gegen den großen Einfluss von Religion eintreten. Eigentlich wollte die Kampagne wie ihr englisches Vorbild Werbeflächen auf öffentlichen Verkehrsmitteln mieten, aber die angefragten Verkehrsbetriebe waren allesammt nicht bereit, die gottlose Botschaft auf ihre Busse zu kleben — so viel zum Thema Glaubens- und Gewissensfreiheit.

Wie die Financial Times hier berichtet, ist die Gegenkampagne schon unterwegs: Evangelikale Eiferer folgen der Kampage mit einem eigenen Bus und drohen mit dem Religiösen Restrisiko: „Und wenn es ihn doch gibt?“

Den Busfahrplan findet man auf der Webseite der Kampagne: http://buskampagne.de.

Esoterik-Broschüre erschienen

Beim Erfurter Bildungsträger Biko gibt es seit neuestem eine esoterikkritische Broschüre mit dem Titel „Engel, Geister, Spiritualismus – zur Kritik esoterischer Welterklärungen“.

Inhaltlich geht es um Energieheilung (u.A. am Beispiel von Viktor Philippi, von dem auch hier schon die Rede war), um das sogenannte „Global Scaling“ (eine als Wortmarke eingetragene Welterklärungstheorie von Hartmut Müller), um Karma und rechte Esoterik.

Leseproben gibt es auf der Bestellseite und auf Annettes Philosophierstübchen.

Evangelikale in Marburg

Pressemitteilung von noplace.blogsport.de:

Protest gegen evangelikalen Kongress in Marburg

Vom 20.-24. Mai 2009 soll in Marburg der „6. Internationale Kongress für Psychotherapie und Seelsorge“ statt finden. Organisiert von evangelikalen Gruppierungen sind unter dem Motto „Begegnung zwischen Psychotherapie und christlicher Seelsorge in Wissenschaft und Praxis“ über hundert Workshops geplant, die sich unter anderem mit Themen aus dem Bereich Sexualität und Identität beschäftigen. Unter dem Deckmantel der Wissenschaft verbreiten einzelne ReferentInnen ein konservatives Bild von der heterosexuellen Ehe als einzigem Lebensmodell und stigmatisieren Homosexualität als krankhaft und nicht erwünscht.

Die Kongressworkshops sollen in öffentlichen Räumen, wie dem Hörsaalgebäude der Universität, der Stadthalle und der Martin-Luther-Schule Platz finden. Mit den Worten: „Es ist ein Skandal, dass die Stadt Marburg sowie die Universität solchen reaktionären Veranstaltungen und christlichem Fundamentalismus eine Bühne bietet“ erteilt Nora Nebenberg vom Bündnis „Kein Raum für Sexismus, Homophobie und religiösen Fundamentalismus“ der Veranstaltung eine klare Absage. „Wir fordern Stadt und Uni auf, dem Kongress keinerlei Räume zu Verfügung zu stellen“ kommentiert Nebenberg und fügt hinzu. „Eines ist klar: Wenn
der Kongress stattfindet, dann nicht ohne unseren Protest.“

Des Weiteren sieht das Bündnis in der Pathologisierung gleichgeschlechtlicher Sexualität eine Menschenrechtsverletzung.

Evangelikale sind eine konservative Strömung innerhalb des Protestantismus, die sich durch fundamentalistische Bibelauslegung, Absolutheits- und Missionierungsanspruch auszeichnet und die nach gesellschaftlichem Einfluss streben. Ein Beispiel hierfür ist der Marburger Christus Treff, dessen wöchentliche Gottesdienste großen Anklang finden. Roland Werner, Leiter des Christus Treffs und Vorsitzender des Jugendkongresses Christival referiert ebenso wie Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, die gemeinsam mit anderen ReferentInnen im Beirat der Offensive Junger Christen (OJC) sitzt. Das vom OJC vorbereitete Seminar „Homosexualität verstehen“ wurde auf dem Christival 2008 in Bremen, aufgrund von öffentlichen Protesten, abgesagt. Beide vertreten den Ansatz, dass Homosexualität eine Krankheit ist und damit auch heilbar. Sie setzen sich für Therapien ein, um Homosexuelle „umzupolen“, was ihre homophobe Einstellung besonders deutlich macht. Auch der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland sieht in den Inhalten des Kongresses eine Gefahr für die Rechte von Lesben und Schwulen, wie er in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister Vaupel, den Präsidenten der Uni Marburg und den Dekan des Fachbereichs Psychologie erklärt.

Das Bündnis ist im Internet unter noplace.blogsport.de zu finden

Und jetzt fassen wir uns alle mal ans Lingam…

Bei Ebay kann man jetzt Tantra-Massagen kaufen. Und nicht nur das: Für nur 8€ gibt es ein Tantra-Fernseminar. Im Preis enthalten sind: Lehrscript, Ferneinweihung und Urkunde.

Tantra kommt aus dem Hinduismus und ist eine spirituelle Praxis mit allem drum und dran – Schüler, Meister, Mysik, Erleuchtung und eben auch jede Menge Abzocke. Man unterscheidet zwischen rechtshändigem und linkshändigem Tantra. Das rechtshändige ist reinlich, männlich, gottesfürchtig und fromm. Will meinen: Man macht dabei keine Praktiken, die zur Befruchtung führen können. Das linkshändige ist eher dunkel, sinister und natürlich weiblich besetzt — wahrscheinlich, weil den damaligen Religionsstiftern diese ganze Vagina-Geschichte doch sehr unheimlich war und man in religiösen Dingen ja noch nie so erpicht auf die Meinung von Frauen war. Ensprechend musste man die Frauen, die man für tibetanisches Tantra — quasi als Zubehör — brauchte, auch nicht vorher fragen.

Daß das abscheulich ist, wird heute von den meisten Hetero-Männern — wenn auch teilweise nur zähneknirschend — anerkannt. Deswegen hat sich ein Herr Baghwan in den 1970er Jahren dran gemacht, das Tantra zu modernisieren.

Baghwan/Osho beim Abfahren seiner Jünger Baghwan/Osho beim Abfahren seiner Jünger in einem seiner mehr als 100 Rolls Royce mit Spezialausstattung

Baghwan ist der alte Künstlername von Osho. Und ja, genau, das war der Kinderschreck, der in den 1980er-Jahren immer herhalten musste, um die Gefahren von Sekten zu illustrieren: Jugendliche, die plötzlich in orangenen Gewändern Mantras murmeln, nach Poona pilgern und alle Habseligkeiten verkaufen, damit sich der Guru noch einen pinken Rolls Royce kaufen kann. Der Osho hat also in den 1970ern das Neotantra erfunden: Eine Prise Hinduismus, etwas tibetanischer Buddhismus und vor allem viel New Age-Spiritualität zusammengemixt mit dem Versprechen auf viel Sex. Als Bindemittel kam noch die pseudowissenschaftliche Theorie von Wilhelm Reich und ein charismatischer Führer dazu — fertig war ein neues esoterisches Mischgemüse.

Und wie geht das jetzt mit dem Tantra-Sex? Die sexuelle Energie im Körper wird durch spezielle Körperübungen so beeinflusst, daß man sich zu kosmischem Bewusstsein aufschwingt, mit dem Schöpfer kommuniziert und praktisch ein Übermensch wird. Konkret macht man z.B. mit dem Guru Yoni- oder Lingam-Massage, manche Leute sagen auch einfach Masturbation dazu. Mit anderen Worten: Auf zum Guru, wichsen für die Erleuchtung!

Um nicht missverstanden zu werden: Prinzipiell finde ich an Sexarbeit vor allem den patriarchale Kontext und die prekären Arbeitsbedingungen problematisch. Aber Sexarbeit durch spirituellen Klimbimm zu einer Art Gottesdienst für’s kosmische Bewusstsein aufzublasen ist doch ein bisschen arg unseriös — eine gegenseitig einvernehmliche und kostenlose Lingam-Massage im Darkroom scheint mir da doch die bessere Alternative.

Alpha Centauri

Ein Video-Tipp aus der großen weiten Welt (wie immer vielen Dank für den Hinweis) ist die Sendung Alpha Centauri. Ein Professor von der Uni München erklärt in dieser modernen Variante des Schulfunk Physik.

Besonders schön sind die Sendungen, in denen der nette Herr über Esoteriker redet, die versuchen, physikalische Phänomene zu erklären und dabei vor Aufregung fast außer sich gerät.

Schöne Beispiele auf Youtube:
Gab es wirklich eine Mondlandung?
Radosophie, vgl. dazu auch die Seite über Zahlenwunder bei arranca.de
Wann kommt der Weltuntergang? (eben doch nicht 2012)

Biophotonen und Bioelektronen

Wenn man sich nicht ordentlich kümmert, versagt das Karma. Das Spam-Karma. Wie schon hier berichtet gibt es da jemanden, der jede Menge Zeit aufwendet, um die an sich schöne Seite http://esowatch.com zu diskreditieren.

Hintergrund ist anscheinend, daß die Leute bei Esowatch nicht an Biophotonen glauben.

Das widerum ist nun wirklich nicht nett. Auch wenn Photonen wegen ihrer geringen Ausdehnung nicht bei ihrem vegtativen Tun zu beobachten sind, kann man doch nicht ernsthaft glauben, daß Bioelektronen ganz alleine den endlosen Raum zwischen den Atomkernen bewohnen, oder???

Bioelektronen

Mein Gott, hier passiert ja überhaupt nix mehr…

Ja, ich geb’s zu, alle Beteiligten an diesem Blog sind derzeit anderweitig beschäftigt. Aber versprochen, wir werden uns bessern und schon bald neue Perlen des Obskurantismus vorstellen. Bis dahin nur der Hinweis auf eine nette, wenn auch nicht mehr ganz neue Kampagne: Es gibt wahrscheinlich keinen Gott.

Jeder nur ein Kreuz: Christliche FundamentalistInnen demonstrieren in Berlin

Christliche FundamentalistInnen haben in Berlin unter dem Motto „1000 Kreuze für das Leben“ eine Demo für „die rund 250.000 Kinder [..], die nach Schätzungen von Lebensrechtsgruppen jährlich im Mutterleib getötet werden“ durchgeführt. Das sieht auf der Straße so aus:
Glaubt man den Indymedia-Berichten hier, hier und hier gab es viele phantasievolle Aktionen dagegen, was auch das christliche Nachrichtenportal IDEA hier bestätigt.
Noch mehr Stimmen zum Event gibt es bei immomentvorbei.

Da Capo – Viktor Philippi, Esowatch und das setzen von Links

Da capo…. Nachdem der Biosens e.V. gedroht hatte, gegen unseren Beitrag über Viktor Philippi und die sogenannte Bioenergetische Meditation Rechtsmittel einzulegen, haben wir aus purem Entgegenkommen den entsprechenden Beitrag entfernt.
Nun ist ein neues Schreiben ins Haus geflattert, in dem man und auch noch Links auf das Esowatch-Wiki (wie erwähnt gibt es drei voneinander unabhängige Esowatch-Seiten) untersagen will — offenbar ist man wild entschlossen, der kritischen Berichterstattung Energieblockaden in den Weg zu stellen.
Weil wir besseres zu tun haben, als uns den Sommer mit Rechtsstreitigkeiten und Schriftsätzen zu vergällen, haben wir die Links entfernt.