Samstag in Berlin: 1000 Kreuze in die Spree

Für den 18. September 2010 mobilisiert der Bun­desverband Lebensrecht zu einem „Schweigemarsch“ mit dem Titel „Marsch für das Leben“. Damit wollen die selbst ernannt­en Lebensschützer für ein generelles Verbot von Abtreibungen demonstrieren.

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Kreuz.net schreibt über die letztjährigen Gegenaktionen der „finsteren Todestruppe des Aktionsbündnis ‚1000 Kreuze in die Spree'“:

Von dem Schweigemarsch fühlten sich knapp halb so viele gewalttätige Apologeten der Abtreibungsgewalt so provoziert, daß sie die Menschenrechtler mit einer brennenden Bibel bewarfen. Sie brüllten Sprüche wie „Hätt’ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben.“ Ein Plakat warb für „Orgasmus statt Abendmahl“. Ferner wurden Kreuze unter Gejohle in die Spree geworfen.

Na das klingt doch nach einer attraktiven Veranstaltung!

Geomantie in Erfurt?


Martin Voltersen ist Magier, genau genommen Erdmagier. Auf seiner Webseite bewirbt er genau wie zahlreiche andere Esoteriker seine Dienste als Geomant. In Kneipen liegt sein „Geomantischer Stadtplan“ aus und zeigt „Die Organik einer Stadt“. Gemeint sind damit geheimnisvolle Orte der Kraft wie große Kirchen und kleine Bio-Schnellimbisse, uralte Klosterruinen und neu eröffnete Feng-Shui-Praxen.

Auf den ersten Blick scheint es völlig plausibel, daß Voltersen in einer zweijährigen Ausbildung Zaubern gelernt hat. Aber das Studium der uralten und geheimen Schriften zum Thema Geomantie lässt Zweifel aufkommen. Und zwar gleich in mehrerlei Hinsicht:

  1. Die Zugangsvoraussetzungen. Um Geomant zu werden, muss man erst eine Ausbildung als Krieger oder Paladin durchlaufen. In seinem Lebenslauf erwähnt Voltersen aber nichts von einer Ausbildung in den martialischen Künsten.
  2. Die Fertigkeiten. Ein Geomant muss man sich ganz auf diesen Weg konzentrieren und verliert alle sonstigen Spezialfähigkeiten. Voltersen behauptet aber, neben Geomantie auch Psychologie, Energetische Körperarbeit, Charakteranalyse, Aura-Betrachtung, spirituelle Heilung, Energetik, Allergien und Ernährungsberatung zu können. In seiner Karte schmeißt er Geomantie, Feng-Shui, Astrologie, Christentum, Hinduismus und Pantheismus durcheinander. Dieser Mischmasch ist zwar typisch für die zeitgenössische Esoterik, aber für den reinen Weg des Geomanten völlig inakzeptabel.
  3. Die Initiation. Der Weg zur Geomantie ist ein steiniger. Viele Hürden müssen überwunden werden, bis man schließlich in Urnechs Sanktum auf der geheimnisvollen Realitätsebene von Kinestia die Initiation erfahren darf. Es ist kaum zu glauben, daß Voltersen das geschafft haben soll, insbesondere weil ein Chronomant nötig ist, um überhaupt nach Kinestia zu kommen.
  4. Die Karte. Es ist richtig, daß ein Geomant eine Karte seiner Umgebung erzeugen kann — auch wenn er dafür die 11. Bewusstseinsebene erreicht haben muss. Die Karte eines echten Geomanten enthält Wände, Türen, Gänge, Wege, Lebewesen und Schätze. In keinem Fall aber zeigt sie Werbung — weder für den ausführenden Zauberer, noch für andere Zauberei- und Esoterik-Geschäfte.

Es spricht also einiges dafür, daß es sich bei der Erdmagie von Martin Voltersen und anderer Geokomiker wie Marko Pogačnik um faulen Zauber handelt.

PS: Wer die uralte und geheime Quelle der Weisheit findet, kriegt eine kostenlose Charakteranalyse.

Reinkarnation gelungen: Adorno live in Fulda

Der beliebte Sozialphilosoph und Komponist Theodor W. Adorno (Mitte) spielt am kommenden Samstag live in Fulda. Mit dabei sind (v.l.n.r.) Alfred Sohn-Rethel, Siegfried Kracauer, Erich Fromm und Herbert Marcuse. Max Horkheimer wird das Orchester dirigieren.

Zustande kam das späte Comeback durch einen Zufall. Eine Gruppe von Linksradikalen hatte in einer synergetischen Reinkarnations-Gruppentherapie nach Ursachen für die häufigen Spaltungen antideutscher Gruppen gesucht. Durch einen falsch geerdeten Reinkarnationskanal manifestieren sich dabei Adorno und seine Kollegen in der Praxis von Reinkarnationstherapeut Rainer Vollmar in Dietershan bei Fulda. Schwer enttäuscht vom heutigen Zustand Kritischer Theorie entschieden sich die frisch Inkarnierten nach kurzer Diskussion dazu, sich in ihrem zweiten Leben ganz auf die Musik zu konzentrieren.

Jürgen Habermas und Axel Honneth wollten sich zu den Vorgängen nicht äußern.

Atheistisch Buskampagne gestartet

Gestern ist in Berlin die atheistische Buskampagne gestartet. In den nächsten Wochen wird der Bus mit der Aufschrift „Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott“ über 25 Städte besuchen und mit Lesungen und atheistischen Stadtrundfahrten gegen den großen Einfluss von Religion eintreten. Eigentlich wollte die Kampagne wie ihr englisches Vorbild Werbeflächen auf öffentlichen Verkehrsmitteln mieten, aber die angefragten Verkehrsbetriebe waren allesammt nicht bereit, die gottlose Botschaft auf ihre Busse zu kleben — so viel zum Thema Glaubens- und Gewissensfreiheit.

Wie die Financial Times hier berichtet, ist die Gegenkampagne schon unterwegs: Evangelikale Eiferer folgen der Kampage mit einem eigenen Bus und drohen mit dem Religiösen Restrisiko: „Und wenn es ihn doch gibt?“

Den Busfahrplan findet man auf der Webseite der Kampagne: http://buskampagne.de.

Esoterik-Broschüre erschienen

Beim Erfurter Bildungsträger Biko gibt es seit neuestem eine esoterikkritische Broschüre mit dem Titel „Engel, Geister, Spiritualismus – zur Kritik esoterischer Welterklärungen“.

Inhaltlich geht es um Energieheilung (u.A. am Beispiel von Viktor Philippi, von dem auch hier schon die Rede war), um das sogenannte „Global Scaling“ (eine als Wortmarke eingetragene Welterklärungstheorie von Hartmut Müller), um Karma und rechte Esoterik.

Leseproben gibt es auf der Bestellseite und auf Annettes Philosophierstübchen.

Evangelikale in Marburg

Pressemitteilung von noplace.blogsport.de:

Protest gegen evangelikalen Kongress in Marburg

Vom 20.-24. Mai 2009 soll in Marburg der „6. Internationale Kongress für Psychotherapie und Seelsorge“ statt finden. Organisiert von evangelikalen Gruppierungen sind unter dem Motto „Begegnung zwischen Psychotherapie und christlicher Seelsorge in Wissenschaft und Praxis“ über hundert Workshops geplant, die sich unter anderem mit Themen aus dem Bereich Sexualität und Identität beschäftigen. Unter dem Deckmantel der Wissenschaft verbreiten einzelne ReferentInnen ein konservatives Bild von der heterosexuellen Ehe als einzigem Lebensmodell und stigmatisieren Homosexualität als krankhaft und nicht erwünscht.

Die Kongressworkshops sollen in öffentlichen Räumen, wie dem Hörsaalgebäude der Universität, der Stadthalle und der Martin-Luther-Schule Platz finden. Mit den Worten: „Es ist ein Skandal, dass die Stadt Marburg sowie die Universität solchen reaktionären Veranstaltungen und christlichem Fundamentalismus eine Bühne bietet“ erteilt Nora Nebenberg vom Bündnis „Kein Raum für Sexismus, Homophobie und religiösen Fundamentalismus“ der Veranstaltung eine klare Absage. „Wir fordern Stadt und Uni auf, dem Kongress keinerlei Räume zu Verfügung zu stellen“ kommentiert Nebenberg und fügt hinzu. „Eines ist klar: Wenn
der Kongress stattfindet, dann nicht ohne unseren Protest.“

Des Weiteren sieht das Bündnis in der Pathologisierung gleichgeschlechtlicher Sexualität eine Menschenrechtsverletzung.

Evangelikale sind eine konservative Strömung innerhalb des Protestantismus, die sich durch fundamentalistische Bibelauslegung, Absolutheits- und Missionierungsanspruch auszeichnet und die nach gesellschaftlichem Einfluss streben. Ein Beispiel hierfür ist der Marburger Christus Treff, dessen wöchentliche Gottesdienste großen Anklang finden. Roland Werner, Leiter des Christus Treffs und Vorsitzender des Jugendkongresses Christival referiert ebenso wie Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, die gemeinsam mit anderen ReferentInnen im Beirat der Offensive Junger Christen (OJC) sitzt. Das vom OJC vorbereitete Seminar „Homosexualität verstehen“ wurde auf dem Christival 2008 in Bremen, aufgrund von öffentlichen Protesten, abgesagt. Beide vertreten den Ansatz, dass Homosexualität eine Krankheit ist und damit auch heilbar. Sie setzen sich für Therapien ein, um Homosexuelle „umzupolen“, was ihre homophobe Einstellung besonders deutlich macht. Auch der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland sieht in den Inhalten des Kongresses eine Gefahr für die Rechte von Lesben und Schwulen, wie er in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister Vaupel, den Präsidenten der Uni Marburg und den Dekan des Fachbereichs Psychologie erklärt.

Das Bündnis ist im Internet unter noplace.blogsport.de zu finden

Und jetzt fassen wir uns alle mal ans Lingam…

Bei Ebay kann man jetzt Tantra-Massagen kaufen. Und nicht nur das: Für nur 8€ gibt es ein Tantra-Fernseminar. Im Preis enthalten sind: Lehrscript, Ferneinweihung und Urkunde.

Tantra kommt aus dem Hinduismus und ist eine spirituelle Praxis mit allem drum und dran – Schüler, Meister, Mysik, Erleuchtung und eben auch jede Menge Abzocke. Man unterscheidet zwischen rechtshändigem und linkshändigem Tantra. Das rechtshändige ist reinlich, männlich, gottesfürchtig und fromm. Will meinen: Man macht dabei keine Praktiken, die zur Befruchtung führen können. Das linkshändige ist eher dunkel, sinister und natürlich weiblich besetzt — wahrscheinlich, weil den damaligen Religionsstiftern diese ganze Vagina-Geschichte doch sehr unheimlich war und man in religiösen Dingen ja noch nie so erpicht auf die Meinung von Frauen war. Ensprechend musste man die Frauen, die man für tibetanisches Tantra — quasi als Zubehör — brauchte, auch nicht vorher fragen.

Daß das abscheulich ist, wird heute von den meisten Hetero-Männern — wenn auch teilweise nur zähneknirschend — anerkannt. Deswegen hat sich ein Herr Baghwan in den 1970er Jahren dran gemacht, das Tantra zu modernisieren.

Baghwan/Osho beim Abfahren seiner Jünger Baghwan/Osho beim Abfahren seiner Jünger in einem seiner mehr als 100 Rolls Royce mit Spezialausstattung

Baghwan ist der alte Künstlername von Osho. Und ja, genau, das war der Kinderschreck, der in den 1980er-Jahren immer herhalten musste, um die Gefahren von Sekten zu illustrieren: Jugendliche, die plötzlich in orangenen Gewändern Mantras murmeln, nach Poona pilgern und alle Habseligkeiten verkaufen, damit sich der Guru noch einen pinken Rolls Royce kaufen kann. Der Osho hat also in den 1970ern das Neotantra erfunden: Eine Prise Hinduismus, etwas tibetanischer Buddhismus und vor allem viel New Age-Spiritualität zusammengemixt mit dem Versprechen auf viel Sex. Als Bindemittel kam noch die pseudowissenschaftliche Theorie von Wilhelm Reich und ein charismatischer Führer dazu — fertig war ein neues esoterisches Mischgemüse.

Und wie geht das jetzt mit dem Tantra-Sex? Die sexuelle Energie im Körper wird durch spezielle Körperübungen so beeinflusst, daß man sich zu kosmischem Bewusstsein aufschwingt, mit dem Schöpfer kommuniziert und praktisch ein Übermensch wird. Konkret macht man z.B. mit dem Guru Yoni- oder Lingam-Massage, manche Leute sagen auch einfach Masturbation dazu. Mit anderen Worten: Auf zum Guru, wichsen für die Erleuchtung!

Um nicht missverstanden zu werden: Prinzipiell finde ich an Sexarbeit vor allem den patriarchale Kontext und die prekären Arbeitsbedingungen problematisch. Aber Sexarbeit durch spirituellen Klimbimm zu einer Art Gottesdienst für’s kosmische Bewusstsein aufzublasen ist doch ein bisschen arg unseriös — eine gegenseitig einvernehmliche und kostenlose Lingam-Massage im Darkroom scheint mir da doch die bessere Alternative.

Alpha Centauri

Ein Video-Tipp aus der großen weiten Welt (wie immer vielen Dank für den Hinweis) ist die Sendung Alpha Centauri. Ein Professor von der Uni München erklärt in dieser modernen Variante des Schulfunk Physik.

Besonders schön sind die Sendungen, in denen der nette Herr über Esoteriker redet, die versuchen, physikalische Phänomene zu erklären und dabei vor Aufregung fast außer sich gerät.

Schöne Beispiele auf Youtube:
Gab es wirklich eine Mondlandung?
Radosophie, vgl. dazu auch die Seite über Zahlenwunder bei arranca.de
Wann kommt der Weltuntergang? (eben doch nicht 2012)