Kirche und Homosexualität

Gefunden bei der Radiosendung Chilligays.

Ob Schwule, Lesben, Bisexuelle, Schlampen oder Polysexuelle: Alle Leute mit spannender Sexualität schimpfen immer auf die Kirche. Besonders auf die katholische. Dabei gilt diese Sekte ganz zu Unrecht als Vertreterin einer ewig gestrigen Sexualmoral, handelt es sich doch um die größte Transvestiten-Organisation der Welt. Eine prächtig Stola in Purpur, ein weißes fließendes Kleid und dazu ein schwarzer Samtüberwurf: Keine Schwulendisko, kein CSD, kein Marianne Rosenberg-Konzert bringt so viele Männer im Kleid zusammen wie die Konklave – die Kardinalsversammlung, die den Papst wählt. Sogar Josef Ratzinger soll das Ziel, Papst zu werden, gefasst haben, weil ihn die Pracht der Bischöffe und Kardinäle in den Bann gezogen habe.

Gerade für Schwule ist die katholische Männergesellschaft sehr attraktiv: Keine Frau stört das vertrauliche Miteinander. Bis 1994 durften Frauen beim Hochamt wenigstens als Messdienerinnen helfen. Dann hat Papst Johannes Paul II ein Machtwort gesprochen. Seit dem ist _Mann_ unter sich in den Katakomben der Klöster und im Priesterseminar. Ideale Bedingungen also für homophile Neigungen. Die US-amerikanischen erzkonservativen „Catholics united for the Faith“ meinen dazu: Schwule im Priesterseminar, das ist als wenn man einen Alkoholiker in die Bar schickt. Himmlische Bedingungen also. Aber Vorsicht: Wer im Kloster nach feschen Jungs sucht, darf sich nicht erwischen lassen. Denn offiziell ist Homosexualität in der Kirche nach wie vor verboten. Nach der Priesterweihe muss sich weniger Sorgen mehr um die Konsequenzen machen: Priester, Kardinäle und Bischöffe sind wie Beamte bei einer höheren Macht angestellt und damit fast unkündbar.

Diese Position steigt einigen zu Kopf und umnebelt vom eigenen Konservatismus fangen sie an, Quatsch zu reden: Wer soll z.B. ernst nehmen, wenn Kongregation für Glaubenslehre betonet, daß „homosexuelles Tun dem geschlechtlichen Ausdruck ehelicher Liebe weder gleichwertig noch in gleicher Weise annehmbar ist“, weil Homosexualität „Leben und Wohlfahrt einer großen Zahl von Menschen ernsthaft bedroht“? Was soll man sagen, wenn der alte Papst 2003 die Homo-Ehe „die Legalisierung des Bösen“ nennt und der neue allen Ernstes sagt: „Wie es bei jeder moralischen Unordnung der Fall ist, so verhindert homosexuelles Tun die eigene Erfüllung und das eigene Glück.“?

Zufriedenstellend erklären kann man sich diesen Unfug eigentlich nur, wenn man bedenkt, daß die Hälfte von dem Laden im schwul ist, was aber unbedingt unbekannt bleiben muss. So sieht es zumindest John McNeill. Der ehemalige Jesuitenpater bekennt sich vor fast 30 Jahren öffentlich zu seiner Homosexualität, woraufhin ihn der Papst zum Schweigen zwingt. Als McNeill sich daran nicht hält, wird er exkommuniziert. Wer also zum falschen Zeitpunkt den Mund aufmacht, kann doch entlassen werden. Der ehemalige Priester schätzt, daß ca. 40% des Klerus schwul ist. Er selbst hält seine Homosexualität für ein Geschenk Gottes. Daß ist zwar fromm, aber wenigstens nicht homophob. Immerhin.