Geld, Magie und Spiritualität

Am 7. März habe ich mich auf einen freundlichen Tipp hin in die Erfurter Marktstraße begeben, um dort beim Netzwerk Ganzheitliche Lebensweise (Engl e.V.) eine Veranstaltung zum Thema „Magie, Spiritualität und Geld“ zu besuchen.
Ganzheitlich mitzureden ist erst einmal nicht so einfach: Die Tür war verschlossen und nur durch mutiges Durchfragen im Haus war es möglich, den Veranstaltungsraum zu finden. Drinnen waren fünf Leute, die sich offenbar schon kannten und die erst mal genau wissen wollten, wie man denn überhaupt von der Veranstaltung erfahren habe, wer man sei. Der Eindruck, daß Ganzheitlichkeit nicht für Alle da ist, konnte da schon aufkommen, aber sehen wir weiter…

Das Geld

Gelernt habe ich: Das Geld hat seinen Ursprung in der Sphäre des Heiligen, da, wo Tiere geopfert wurden und dadurch ein Handel mit den Göttern angestrebt wurde. Heute ist das noch sichtbar daran, daß der Adler auf dem Euro strahlenumkränzt ist und von zwölf Pentagrammen umringt ist. Ob diese Symbolik Zufall ist oder damit zusammenhängt, daß sich diverse Magier den EU-Unterausschuss für Währungsdesign unter den Nagel gerissen haben, war nicht in Erfahrung zu bringen, was vor allem daran lag, daß der Referent keine Frage beantwortet hat, sondern immer nur als Aufhänger für 2-3 Annekdoten nutzte.
Nach dieser magisch-mystischen Grundlegung ging es weiter mit dem grundsätzlichen Geheimnis des Geldes. Die Einleitung zu diesem Part war, daß das nun folgende ungemein schwierig zu verstehen sei und der Referent Jahre gebraucht habe, den Gipfel der Erleuchtung zu erklimmen, der wie folgt aussieht: 50 Euro in der Hand des Referenten bedeuten, daß irgend wo anders 50 Euro fehlen. Geld bringt also eine Schuld in die Welt und stört damit das Gleichgewicht.

Das Gleichgewicht

Das Geld stört also das Gleichgewicht. So lange diese Störung der kosmischen Harmonie dazu benutzt wird, am Ende nützliche Dinge herzustellen, ist das gut – daher hat der Referent auch ausgiebig Tipps dazu gegeben, wie man durch kreative Buchhaltung und Wertpapiergeschäfte die Kohle für ganzheitliche Projekte auftreiben kann. Wenn Bänker und Bosse aber die Harmonie stören, um reich zu werden und sich tolle Autos und Fernreisen zu kaufen, dann ist das skrupellos und böse. Gleichgewichtsstörungen sind also bitte denen zu überlassen, die durch ihre ganzheitliche Erleuchtung dazu in der Lage sind, die Harmonie wieder herzustellen.
Etwas gutes hat das Geld aber schon, nämlich einen pädagogischen Nutzen: Es zeigt den Nicht-Erleuchteten dadurch, daß sie verarmen, daß sie das Gleichgewicht gestört haben. Deswegen brauchen diese bemittleidenswerten Geschöpfe auch Geld, anders als die Anwesenden (augenscheinlich alle finanziell gut versorgt), die das auch ohne finanziellen Denkzettel merken.

Die Lemminge

Die Anwesenden adressierte der Referent als Initiaten seiner Erkenntis: „Wir sind ja alle spirituell“ und brauchen deswegen kein Geld, stellen das Gleichgewicht von uns aus wieder her, haben immer genug zum Leben, haben diese ganzen ungemein komlexen Probleme verstanden, etc.pp.
Anders sieht es mit den anderen da draußen aus. „Die Lemminge“ der Normalbevölkerung, vor allem die Empfängerinnen von Sozialleistungen, die Ansprüche auf Konsum anmelden, ohne selbst etwas produktiv zu leisten sind einfach nur schlimm. Von Geburt an verrentet wie im Sozialismus führen sie ein trauriges Leben, weil sie nicht so kreativ sind wie wir. Aber mit denen wird schon noch aufgeräumt werden, wenn (in spätestens 10 Jahren) die Krise kommt: Dann sitzen wir nämlich in unseren „Archen“ ganzheitlicher Lebensweise, während die Situation für die Nutznießer von Kapital und Sozialleistungen ganz schlimm wird.

Die Archen

Was machen wir also? Wir bauen Projekte auf, die mit eigenem Geld, eigenem Land und eigener Ordnung Sprengel des Gleichgewichts in einer immer chaotischeren Welt sind und die uns wenn die Krise kommt das Überleben sichern. Sozial, demokratisch und vertrauensvoll arbeiten wir für die „ökosoziale Kulturwende“, während die Lemminge sich ins Verderben stürzen.
Als positive Beispiele werden zwei Thüringer Kommunen genannt, die beide wenig davon begeistert sein werden, als Hort der Ganzheitlichkeit dargestellt zu werden, der den Harz-4-empfangenden Faulpelzen spirituell überlegend ist… Wenig gute Worte findet der Referent für das Projekt, in dem er bis vor kurzen selbst noch am werkeln war. Vielleicht hat man dort seine Weisheiten nicht angemessen angenommen, oder es gab einen anderen Guru…

Alles in Allem

Nach Ende des offiziellen Teiles wurden noch die Freimaurer und andere Geheimbünde als Drahtzieher hinter Geld und Kapital benannt.
Zusammengefasst war der zentrale Topos der Veranstaltung das Gleichgewicht und die Harmonie, die durchs Geld gestört wird. Täter dahinter sind die Banken und die Bosse, die mit schwarzer Magie die Welt ins Verderben stürzen wollen. Das Gute wollen die „kulurell Kreativen“, die mit Spiritualität und weißer Magie das Gleichgewicht bewahren helfen. Die Masse der Menschen trabt als Lemminge fleißig mit und soll aus diesem Zustand auch nicht rauskommen. Deswegen steht man bei solchen Veranstaltungen auch erst mal vor verschlossener Tür und muss sich durchfragen, um der Erleuchtung lauschen zu dürfen.

Ein Gedanke zu „Geld, Magie und Spiritualität“

  1. ich mocht was fragen uber geld magie ich mocht ich haben viel problem kain job wiel schulden haben bitte ganz mich helfen viel grub iaconianni giuseppina wiel danke

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