Ich-Jogging mit der Mistgabel


Adorno hat geschrieben: „Bei vielen Menschen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie Ich sagen“. Elke Schneider aus Erfurt hat ein Angebot für diese Menschen. Sie ist Persönlichkeitstrainerin und macht Coachings für inneren Reichtum, Liebe und Lebensfreude. Ihr Werkzeug dafür ist konsequenter Weise die Mistgabel. Damit wühlt sie so lange in der Scheiße, die man unter spätbürgerlichen Verhältnissen im Kopf hat, bis die Menschen glauben, es handele sich um Gold. Denn wer lange genug seine Persönlichkeit trainiert hat, glaubt, mehr zu sein als ein ersetzbares Rädchen im System — nämlich ein wachsendes Rädchen, daß seinen eigenen Weg findet. Und was eigenes ist ja bekanntlich total wichtig heutzutage:

Link: Loriot und das Jodel-Diplom

WOW-Day

Da gibt es eine Welt, fern von den Zumutungen und dem wertlosen Tand der Moderne.

Dort tanzt man noch vor dem Frühstück seinen Namen und achtet darauf, die Milch im Uhrzeigersinn ins Müsli zu rühren.

WOW heißt in dieser Welt nicht World of Warcraft, sondern Waldorf One World — der Tag, an dem AnthroposophInnen in aller Welt ihre Kinder losschicken, um Geld zu sammeln, damit die Missionierung der Ungläubigen und Seelenlosen voran gehen kann. 1. Oktober. Im Anthro-Unternehmen Ihrer Wahl.

Google-Alert-Trigger: Mit Viktor Philippi hat dieser Artikel nichts, aber rein gar nichts zu tun. Und Viktor Philippi ist auch weder Guru noch Sektenführer.

Esoterik-Broschüre erschienen

Beim Erfurter Bildungsträger Biko gibt es seit neuestem eine esoterikkritische Broschüre mit dem Titel „Engel, Geister, Spiritualismus – zur Kritik esoterischer Welterklärungen“.

Inhaltlich geht es um Energieheilung (u.A. am Beispiel von Viktor Philippi, von dem auch hier schon die Rede war), um das sogenannte „Global Scaling“ (eine als Wortmarke eingetragene Welterklärungstheorie von Hartmut Müller), um Karma und rechte Esoterik.

Leseproben gibt es auf der Bestellseite und auf Annettes Philosophierstübchen.

Energetisierte Nahrung II

Von levitiertem Wasser war schon hier die Rede. Die „Zukunfstwerkstatt Elementarwesen Mensch“ bietet all jenen, die stilvoller als mit den dort vorgestellten Plaste-Untersetzern ihre Nahrung energetisieren wollen eine dekorative Alternative.

Wasserwirbler - levitiert oder belebt Wasser Der „Bio-Wasser-Wirbler“ bringt alles mit, um den „informationstragenden Ätherleib“ in Form zu bringen. „Zehn Jahre Forschungsarbeit“ hat der „Grundlagenforscher im Feinstofflichen“ Ralf Rösner gebraucht, um Wasser in eine große Sanduhr zu packen und einen „Holzständer aus heimischer Buche“ drumherum zu basteln. Dafür ist die tolle Maschine aber in der Lage, die „Kolloide – ‚Saatkörner‘ von Energie“ neu anzuordnen.
Ob sich das Ding zum Milchaufschäumen eignet, steht nicht dabei. Aber schon Rudolf Steiner hat zum Gewirbel erklärt: „Der Wirbel-Trichter ist die einzige Form auf der Erde, die bis in die höchsten Hierarchien hineinreicht.“
Der Begründungszusammenhang Gesundheit ist hier nicht so stark wie bei den schon vorgestellten bunten Tellern. Nur ein Satz in der Werbebroschüre verspricht ein „längeres und gesünderes Leben“ hin, der Rest arbeitet mit Schlagwörtern aus der Anthroposophie.

Um den Unfug aus den höheren Hierarchien wieder auf die Erde zurück zu wirbeln, weise ich wiederholt auf den Wikipedia-Artikel zu belebtem Wasser hin. Wie das mit dem Ätherleib funktioniert, erklärt Colin Goldner in einem Artikel zu Anthroposophie auf der Seite vom Forum Kritische Psychologie.
Alle Zitate stammen aus der Produktinformation zum besagten Gerät.